Realistische, effektive Selbstverteidigung
Die verschiedensten Selbstverteidigungstechniken werden häufig im Rahmen einer Kampfkunst wie z. B. Taekwondo, Karate usw. in einem sicheren Umfeld wie in einem Dojo/Dojang oder einer Sporthalle geübt. Dort mögen sie effektiv erscheinen.
Doch in der Realität sieht es anders aus: eine Bedrohung ist überraschend, unvorhersehbar und chaotisch. Hinzu kommt nicht zu unterschätzender Stress, die Aggressoren sind unberechenbar, oft skrupellos und brutal. Das „Opfer“ ist nicht mehr in der Sicherheit einer kontrollierten Umgebung, sondern vielleicht sogar allein in einem unbekannten und einsamen Umfeld.
Daher stellen sich die folgenden Fragen:
- Ist die gewählte Technik effektiv genug, auch gegen einen größeren und/oder körperlich stärkeren Aggressor bestehen zu können?
- Funktioniert sich auch unter extremen Stress oder bei Panik?
- Wie sieht es auch, wenn das vermeintliche „Opfer“ in irgendeiner Form eingeschränkt oder sogar verletzt ist?
Sich mit diesen Fragen auseinander zu setzen, hilft sicherzustellen, dass das Gelernte auch in einer realen Situation – und nicht nur theoretisch – funktioniert.
Ansonsten besteht die Gefahr, dass im Ernstfall durch ein falsches Sicherheitsgefühl fatale Folgen entstehen können, die im schlimmsten Fall lebenslange Unversehrtheit oder sogar den Tod bedeuten.
Neben dem Erlernen und dem immer wieder intensiven Üben der Techniken und Abläufe ist es unbedingt erforderlich, sich die Fähigkeit anzueignen, flexibel auf das Unerwartete zu reagieren. Jede Konfrontation ist einzigartig, kann sich innerhalb von Sekunden von „harmlos“ drastisch auf „lebensbedrohend“ verändern.
Beispiel: Im Training werden verschiedene Techniken und Sequenzen geübt, einen Fauststoß abzuwehren. Sie funktionieren sogar, doch plötzlich kommt ein zweiter hinzu oder er zieht im schlimmsten Fall ein Messer. Ohne Vorbereitung auf ein solches Szenario und einem starren Festhalten an das „Einstudierte“ kann daraus eine sehr gefährliche Lage entstehen.
Durch die genannte Flexibilität wird nicht an bestimmten Techniken festgehalten, sondern versetzt in die Lage, die eigene Strategie in Echtzeit anzupassen. Zwingt dazu, darüber nachzudenken, was funktioniert, oder wenn nicht, warum dem so ist.
Wie sollte also das Training aussehen?
- Verschiedene reale Situationen durchspielen, wobei die vermeintlichen Aggressoren immer wieder wechseln, Umstände und Umgebungen variieren.
- Herbeiführen von Stress durch z. B. laute Geräusche, Dunkelheit, Blendungen und überraschenden Angriffen.
- Improvisieren von Verteidigungstechniken, z. B. Verwendung von Alltagsgegenständen (Schlüssel, Taschen, eigene Kleidung etc.).
- Verschiedene Ansätze auf anderen Kampfkünsten kombinieren, um ein breiteres Repertoire an individuellen Verteidigungsmöglichkeiten zu entwickeln.
- Die eigene mentale Stärke verbessern, die innere Ruhe und Entschlossenheit stärken, um in einer gefährlichen Situation die Oberhand zu behalten. Dies bedeutet aber auch, kontinuierlich an sich zu arbeiten.
Wichtig: Ein Rückzug bei einem Angriff mit einem Messer oder einer Schusswaffe ist keine Feigheit, sondern die bessere Taktik.
